Retro-Ecke: Eurocheque – Electronic Cash Karte
Während meiner Jugend kannte ich nur zwei Bezahlmöglichkeiten. Bargeld oder „mit Karte“. Damit bin ich überall klar gekommen. Online-Banking gab es zwar schon, aber das war für mich noch alles Zauberei. Ich habe mich hauptsächlich auf Bargeld und die besagte Karte verlassen. ►
Ein Bericht von Jochen Franz
Wie war das noch damals?
Ich habe mich gefragt, ob das bei meinen Eltern auch so war. Als ich so darüber nachgedacht habe, ist mir das Wort Eurocheque (EC-Scheck) wieder in den Sinn gekommen. Das habe ich manchmal gehört ohne zu wissen, was es genau war.
Auf Nachfrage bei meinen Eltern konnte man mir schnell den Grund für die damalige Nutzung neben Bargeld sagen. Es war vereinfacht gesagt die Garantie von 400 Mark bei der Vorlage des Schecks (unabhängig vom Kontostand, deswegen hat nicht jeder Eurocheques erhalten. Es wurde maximal 10 Schecks von der Bank ausgestellt, entspricht einem Wert von 4000 Mark. Waren die Schecks verbraucht, musste man neue bestellen). Der Empfänger des Schecks konnte sich sicher sein (wenn er richtig ausgefüllt war und man die dazu passende Eurocheque Karte vorlegen konnte), dass er pro Scheck auf jeden Fall sein Geld bis 400 Mark bekommen hat. Notfalls hat man mehrere Schecks ausgestellt und so die Gesamtsumme zusammengestückelt.
In den 80er Jahren wurde mit der Verbreitung von Geldautomaten der Eurocheque Karte die Funktion zur Bargeldabhebung gegeben. In den späten 80er Jahren kam dann zusätzlich noch die Nutzung der Karte in Geschäften hinzu (POS – Zahlen mit Unterschrift). Eine große Entwicklung, wenn man den ursprünglichen Zweck der Karte gegenüber stellt. Zum 01.01.2002, mit Einführung des Euro, wurden die Eurocheques insgesamt eingestellt. Die Anzahl der ausgestellten Schecks ist zum damaligen Zeitpunkt stark gesunken und wahrscheinlich waren die Bank auch froh darüber, denn die Handhabung der Schecks war und ist doch recht kostenintensiv. Es haben sich die Kartenzahlungen dafür stark erhöht. Für mich ist das auch kein Wunder, ist es doch recht einfach und praktisch.
Auf unseren aktuellen Karten ist kein EC-Logo mehr zu finden, obwohl viele Menschen diese Karten noch immer als EC-Karte bezeichnen. Und tatsächlich wurde erst 2007 aus der EC-Karte die Girocard, so wie wir sie heute kennen. Interessanterweise stand das Kürzel „EC-Karte“ ab 2002 nicht mehr für Eurocheque-Karte, sondern für Electronic-Cash-Karte. Welch schöner Zufall, oder?
Stattdessen befindet sich auf unseren Karten das Girocard-Symbol. So wie dieses:
Mehr Karten als Einwohner
Über die Jahre hat sich einiges getan. Aus einer einfachen Karte wurde eine Multifunktionskarte mit großer Verbreitung. Ende 2018 waren es 107 Millionen Karten, mehr als Einwohner in Deutschland.
Neben vielen Funktionen, wie z. B.:
- Drucken von Kontoauszügen
- Bargeldabhebung an Geldautomaten
- Altersmerkmal (Jugendschutz)
- Aufladen von Guthaben für die Nutzung als Geldkarte/girogo
- Erzeugen von TANs für die Nutzung von Online-Banking (chipTAN)
- Weltweite Bargeldabhebung an Geldautomaten mit Maestro-Symbol
ist eines wie früher gleich geblieben. Es gibt eine Garantie für den Zahlungsempfänger (in der Regel Händler), wenn der Kunde mit seiner Karte und PIN bezahlt.
Mit besten Grüßen,
Jochen Franz
Wenn ihr Ideen habt, welche Themen noch interessant für unsere Retro-Ecke sein könnten, schreibt es uns einfach in die Kommentare.
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Kommentare
Maria Büssing schreibt am 06.07.2021 um 15:31 Uhr:
Antwort von Christian Splitt am 06.07.2021 um 16:24 Uhr:
Hallo Frau Büssing,
der Eurocheque (Eigenschreibweise: eurocheque) war nur bis 1. Januar 2002 gültig. Wir als Sparkasse bieten noch den Barscheck und Verrechnungsscheck an. Diese sind nach Vorbestellung über Ihren Berater/-in erhältlich.
Hallo,
ich würde gerne wissen, ob - unabhängig davon, dass es jetzt Girokarten gibt - Sparkassen auf Anfrage noch "Euroschecks" ausgeben (in anderen Ländern wird noch deutlich häufiger mit Schecks bezahlt)?
Danke für eine Antwort