Volkswirtschaft Prognosen März 2025

Die jüngsten politischen Entwicklungen, insbesondere die Zollankündigungen und die veränderten Beziehungen der USA zu Europa, haben die Finanzmärkte in Bewegung versetzt.

Veränderungen als Chance nutzen

Die Finanzmärkte hatten in letzter Zeit viele Neuigkeiten aus der Politik zu verarbeiten. Das hat teilweise zu massiven Kursbewegungen an den Wertpapiermärkten geführt. Die Ursachen dafür lieferte der seit Januar amtierende US-Präsident. Die Zollankündigungen und -anhebungen der USA gegenüber ihren drei wichtigsten Handelspartnern Kanada, Mexiko und China fließen nun in unsere Prognosen ein. Das dämpft die Wachstumsperspektiven für die USA und ihre wichtigen Handelspartner. Nicht alle Zollerhöhungen werden von Dauer sein, aber die fortwährenden Drohungen aus dem Weißen Haus verunsichern die Unternehmen und die Privathaushalte und bremsen damit die konjunkturelle Dynamik in vielen Ländern.

Auch die militärischen Beziehungen zwischen den USA und Europa verändern sich zurzeit mit rasender Geschwindigkeit – und damit die Sicherheitslage in Europa. Diese säkulare Veränderung birgt neue Perspektiven, nicht zuletzt mit Blick auf die Einigkeit und Unabhängigkeit Europas. Die Reaktion der Europäer einschließlich der Politik in Deutschland ist bemerkenswert. Aufrüstung steht nun ganz oben auf der politischen Agenda. Dafür sollen finanzielle Mittel in enormer Höhe bereitgestellt werden. In Deutschland stehen die Anpassung der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben sowie ein Sondervermögen für Infrastruktur auf der Agenda. Hieraus kann ein beträchtlicher konjunktureller Impuls abgeleitet werden. An den Aktienmärkten bedeutet dies eine Fortsetzung der Umschichtungen weg von den USA hin zu Europa. Die Rentenmärkte hingegen haben verschnupft reagiert. Die Aussicht auf eine deutlich höhere staatliche Schuldenaufnahme in Europa hat die Anleiherenditen sprunghaft nach oben getrieben. Derweil ist der Euro gegenüber dem US-Dollar deutlich stärker geworden und dürfte noch etwas weiter aufwerten.

Die erratischen und auch widersprüchlichen Aktionen der US-Regierung bergen viel Potenzial für erhebliche kurzfristige Marktreaktionen. Die Kursschwankungen an den Kapitalmärkten dürften deshalb hoch bleiben. Zugleich kann es jederzeit zu Verhandlungen und Einigungen vor allem bei den Zöllen kommen, die positive Gegenbewegungen an den Märkten auslösen würden.

Deutschland

Donald Trump erhöht die Zölle, setzt sie wieder aus und droht weiter. Gleichzeitig wachsen die Sorgen, dass die USA nicht mehr der treue Bündnispartner sind, der sie über Jahrzehnte hinweg waren. All das verunsichert die Unternehmen und lastet auf der Stimmung. Doch mit der Entscheidung, massiv in die Verteidigung zu investieren und ein Sondervermögen für Infrastrukturmaßnahmen aufzulegen, kehrt wieder mehr Zuversicht ein. Vor allem aber stellen beide Maßnahmen über die nächsten Jahre hinweg einen massiven positiven Konjunkturimpuls dar. Die Schuldenstandsquote wird ansteigen, doch dank der soliden Haushaltspolitik der Vorjahre ist das verkraftbar.

Euroland | Zollankündigungen

Im ersten Quartal 2025 ist nicht mit einem spürbaren Anstieg der konjunkturellen Dynamik in Euroland zu rechnen. Die Frühindikatoren deuten zwar eine Stimmungsaufhellung bei den Unternehmen und Haushalten an. Diese bleibt aber verhalten und zeigt darüber hinaus einen weiterhin schwächelnden europäischen Industriesektor. Die Inflationsrate verharrte trotz eines leichten Rückgangs von 2,5 % im Vormonat auf 2,4 % im Februar über der Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank von 2 %. Dabei gab es von den Energiepreisen mit einem nur leichten Plus von 0,2 % eine Entlastung für die Gesamtinflationsrate und von den Dienstleistungspreisen mit einem Plus von 3,7 % eine deutliche Belastung.

USA

Die zollbedingte Verunsicherung von Unternehmen und Konsumenten hat spürbar zugenommen. Bislang halten sich die Konsequenzen für die wirtschaftliche Aktivität allerdings in Grenzen. Sofern nun tatsächlich deutlich höhere Zölle für einen großen Teil der aus Kanada und Mexiko importierten Güter erhoben werden, dürfte die Inflationsrate wieder ansteigen. Der damit verbundene Kaufkraftverlust wird insbesondere die Konsumaktivität im zweiten Quartal belasten. Wir gehen zwar von einer zeitlichen Befristung dieser Zölle von drei Monaten aus. Aber auch dies reicht bereits aus, um die konjunkturelle Dynamik zu bremsen und die US-Wirtschaft in den Bereich eines Soft-Landing-Szenarios zu führen.

Europäische Zentralbank | Geldmarkt

Die EZB hat bei ihrer Ratssitzung im März das erste handfeste Signal dafür geliefert, dass die Senkung der Leitzinsen in ihre finale Phase eintritt, indem sie ihre Geldpolitik als mittlerweile erheblich weniger restriktiv bezeichnete. Präsidentin Lagarde betonte zugleich die Unsicherheit, die von der US-Handelspolitik wie auch von den erhöhten Ausgaben für Infrastruktur und Verteidigung in Europa ausgeht. Insofern halten wir es für wahrscheinlich, dass die EZB die Leitzinsen im April zunächst unverändert lässt, um die Aussichten für Wirtschaftswachstum und Inflation sowie den Restriktionsgrad der Geldpolitik neu einzuschätzen. Anschließend erwarten wir zwei weitere Zinsschritte im Juni und im September. Bisher lässt die EZB keine Neigung erkennen, Abstriche beim Bilanzabbau des Eurosystems zu machen, um dem Anstieg der Renditen langlaufender Staatsanleihen entgegenzuwirken. Unseres Erachtens ist sie eher bereit, die Senkung des Einlagensatzes bis auf 2 % fortzusetzen, obwohl die Gefahr eines Unterschreitens des Inflationsziels zuletzt abgenommen hat.

Rentenmarkt Euroland

Die Anleger hatten sich zwar bereits auf steigende Staatsanleiheemissionen eingestellt. Die Ankündigung zusätzlicher Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur übertraf das antizipierte Ausmaß jedoch bei weitem und belastete die Rentenmärkte daher erheblich. Wir gehen davon aus, dass die noch folgenden Leitzinssenkungen der EZB in den kommenden Monaten zu wieder etwas niedrigeren Renditen kurzlaufender Bundesanleihen führen werden. In den längeren Laufzeitbereichen erwarten wir mittelfristig ebenfalls einen Renditerückgang. Zwar führt der Anstieg der Staatsverschuldung zu einer permanenten Ausweitung der Laufzeitprämien. Die langfristigen Inflationserwartungen dürften mit der Zeit jedoch wieder in Richtung 2 % abnehmen. Damit einhergehend erwarten wir auf längere Sicht eine etwas weniger steile Bundkurve.

Rentenmarkt USA

Der US-Rentenmarkt hat über mehrere Wochen die konjunkturellen Risiken, die mit der neuen US-Regierung verbunden sind, ignoriert. Die jüngsten Stimmungsindikatoren deuten allerdings auf eine zunehmende Unsicherheit bei Unternehmen und Konsumenten hin. Zusammen mit den zollbedingten Preisrisiken hat sich das Risiko eines Stagflationsszenarios erhöht, was von der Fed einen geldpolitischen Spagat verlangen würde. Daher nahmen in den vergangenen Wochen die Spekulationen über ein größeres Ausmaß an Leitzinssenkungen in diesem Jahr zu, und die Renditen für US-Staatsanleihen sanken. Aufgrund der derzeit noch abwartenden Haltung der FOMC-Mitglieder rechnen wir jetzt erst zur Jahresmitte mit der nächsten Leitzinssenkung.

 

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Quelle: Deka

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