Was heißt überhaupt „die Zinsen kommen zurück“?

Was heißt überhaupt „die Zinsen kommen zurück“?

Die Sache mit dem Zins ist volkswirtschaftlich gar nicht so leicht zu erklären. Wichtig ist vor allem: Es gibt unterschiedliche Arten von Zinsen.

Und alle bilden sich auf unterschiedliche Weise. Der Leitzins der EZB (Europäische Zentralbank) zum Beispiel soll die Geldmenge steuern. Er ist aber keine Preisempfehlung für kreditwirtschaftliche Leistungen. Die Zinsen, die die EZB derzeit anhebt, sind nicht die Geschäftszinsen der Banken.

Die zwei Funktionen der Zinsen

Zinsen haben im Grunde zwei Funktionen: Einerseits spiegeln sie, wie riskant etwas ist: Ein Land mit guter Bonität zahlt zum Beispiel weniger Zinsen für seine Verschuldung als ein Land mit schwacher Bonität. Zinsen sind dann die Belohnung dafür, dass man ein (höheres) Risiko trägt. Andererseits sind Zinsen auch eine Belohnung für Konsumverzicht: Ich gebe mein Geld jetzt nicht voll aus, ich lege etwas „auf die hohe Kante“ – dafür vermehrt es sich. Das ist aber nicht immer so.
Denn im letzten Jahrzehnt war sowohl der “Preis für Risiken” als auch das “Belohnen für Konsumverzicht” weitgehend ausgehebelt, weil die Notenbanken sehr viel zusätzliche Liquidität zu extrem günstigen Konditionen produziert haben. Das hat die Marktzinsen gedrückt – zum Teil sogar in den negativen Bereich. Daher ist es gut und richtig, dass das Zinsniveau in Europa Schritt für Schritt steigt. Sparkassen haben jahrelang dafür geworben – ohne bei den Notenbanken Gehör zu finden. Ein Problem ist allerdings das Tempo.

Während der Weg in die Nullzinsphase Jahre dauerte, muss jetzt die Kehrtwende „zurück zum Zins“ binnen Monaten von allen Bereichen der Wirtschaft bewältigt werden. Heute hü, morgen hott – so funktioniert Wirtschaft nicht. Deshalb gibt es einen Unterschied zwischen dem „Leitzins“ der Notenbanken einerseits – und den Markzinsen andererseits.
Die Kreditwirtschaft hat hier eine ganz wichtige Funktion: Sie puffert die Belastungen schneller Zinswenden für die Märkte ab.

Durch die steigende Inflation funktionieren die klassischen Sparmodelle nicht mehr. Die Zinsen sind so niedrig, dass der Wertverlust des Geldes nicht mehr ausgeglichen wird – Sparerinnen und Sparer verlieren also Geld, wenn sie nicht gegensteuern.

Deshalb sind die Sparzinsen oft noch so niedrig

Irgendwie hat sich die Vorstellung durchgesetzt, Zinsen würden „gemacht“, indem sie von irgendjemand „festgelegt“ werden. Und Kreditinstitute würden dann diese Zinsen von der Notenbank einfach an ihre Kundinnen und Kunden durchreichen. So ist es eben genau nicht. Nur der Leitzins wird festgelegt – von der Notenbank. Aber er berücksichtigt weder Risikofaktoren, noch Kosten der Kreditinstitute und nimmt auch keine Rücksicht auf deren notwendige betriebswirtschaftliche Kalkulation. Richtigerweise ist der Leitzins also auch keine Pflichtvorgabe für Banken oder Sparkassen. Marktzinsen bilden sich im Wettbewerb.

Und auch von denen gibt es sehr verschiedene:
Sparzinsen, Kreditzinsen, lange und kurze Laufzeiten, Angebote für unterschiedliche Bonitäten – all das spielt mit hinein.

Der Vergleich von Banken und Sparkassen in Deutschland zeigt, dass das Zinsniveau auf der Guthabenseite generell noch eher niedrig liegt. Der Grund dafür ist einfach: Alle Kreditinstitute haben jetzt viele Jahre lang Kredite zu sehr günstigen Konditionen vergeben – für Wohnimmobilien und für gewerbliche Investitionen. Über viele Jahre sind damit die Zinseinnahmen niedrig gewesen. Bei solide kalkulierenden Instituten, können deshalb auch die Zinsausgaben nur moderat steigen – und damit auch die Zinsen auf Einlagen.

Wichtig: jetzt nicht auf Lockangebote reinfallen.

Diese bieten in Einzelfällen zwar höhere Zinsen, aber die gelten oft nur unter bestimmten Bedingungen, nur für Neukunden – oder nur für kurze Zeit. Nach wenigen Monaten fallen auch diese Angebote auf ein niedriges Niveau und setzen darauf, dass einmal angelockte Kunden bleiben und nicht weiterziehen.

Deshalb: auch bei Angeboten auf seriöse Anbieter achten und sich zusätzlich beraten lassen.

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Warum steigen die Sparzinsen so langsam?

In den Monaten haben wir alle ja gesehen, wie fix es teurer wurde, sich Geld für ein Immobilienvorhaben zu leihen. Schnell war der Markt bei rund vier Prozent. Das ist im langjährigen Vergleich kein exorbitanter Wert für Baudarlehen. Aber es ist ein krasser Anstieg im Vergleich zu den Zinskosten, die in den letzten zehn Jahren marktüblich waren. Das ist der entscheidende Punkt: All diese Verträge laufen ja noch.
Banken und Sparkassen haben mit sehr vielen Kreditnehmern langfristig sehr niedrige Kreditzinsen vereinbart. Es sind Hunderttausende von Vereinbarungen, die Hunderttausenden von Familien und vielen Betrieben ermöglicht haben, Eigentum zu erwerben oder Mietobjekte zu bauen.

Diese Verträge wurden oft langlaufend abgeschlossen. Sie sind damit für zehn oder 15 Jahre vor einem Zinsanstieg geschützt. Solche langlaufenden Immobilienverträge mit Festzinsvereinbarung gibt es nicht überall – in Deutschland schon. Und das ist gut. Diese Langfristorientierung verhindert, dass Zinsschocks breit auf Banken und Volkswirtschaften durchschlagen. Denn was das bedeuten würde, haben wir vor einigen Jahren in den USA gesehen, als wegen kurzfristiger Zinsanstiege hunderttausende Amerikaner ihr Haus verloren haben, weil sie sich die höheren Zinsen nicht mehr leisten konnten. Auch zuletzt waren in den USA erneut einige Banken mit den Zinssteigerungen der dortigen Notenbank überlastet. Langfristig festgeschriebene Zinsen wirken also wie ein Puffer, der einen schnellen Anstieg aller Kreditkosten abdämpft. Das sichert Berechenbarkeit und Stabilität. Aber es schließt im Gegenzug auch aus, dass Einlagenzinsen ebenso schnell steigen wie Leitzinsen.

Das Bild einer Waage verdeutlicht es am besten: Alle Einlagenzinsen auf der einen Seite, alle Kreditzinsen auf der anderen. Solange es noch sehr viele leichtgewichtige Immobilienkredite gibt, gibt es auch nur leichtgewichtige Einlagenzinsen. Wenige teurere neue Kredite ändern das angesichts langer Laufzeiten bei der großen Masse der noch laufenden günstigen Kredite nicht sofort. Zeitversetzt werden aber auch Einlagenzinsen an Gewicht zulegen.

Sparkasse Fürth, Thomas Mück, Leiter Marketing
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